»Capri bedeutet für immer« ist ein Liebesroman von Roberta Gregorio, der am 25. April 2024 im Ullstein Verlag erschienen ist. Das Taschenbuch umfasst 336 Seiten und kostet in Deutschland 12,99 €. Den Klappentext sowie Informationen zur Autorin und zum Inhalt findest du auf der Website des Ullstein Verlags:
Das hat drei Gründe:
Erstens habe ich bisher alle Bücher von Roberta Gregorio gelesen und wurde noch nie enttäuscht. Ich mag ihre Art zu schreiben und wie sie das italienische Flair in ihren Büchern einfängt.
Zweitens spricht mich das Cover an: die filigrane, verschnörkelte Schrift in einem verspielten Rahmen, die warmen Farben und das Bild von Capri in der Abendstimmung. Da kommt sofort Sommerstimmung auf, was bei den eisigen Temperaturen, die bei uns bis vor wenigen Tagen vorherrschten, mehr als guttat.
Drittens liebe ich die Region Kampanien – ganz besonders Neapel und Capri – schon von Kindesbeinen an. Das könnte daran liegen, dass ich die Filme mit Carlo Pedersoli alias Bud Spencer quasi in Dauerschleife geschaut und alle meine Urlaube in einem Hotel namens »Capri« verbracht habe, was diese Insel irgendwie zu einem Sehnsuchtsort für mich gemacht hat. Im Jahr 2023 war ich persönlich in Neapel und habe mich in den Charme dieser Stadt verliebt: in die urigen Gassen, das geschäftige Treiben und die offenen und hilfsbereiten Menschen. Wenn ich daran denke, wird mir ganz warm ums Herz. Alleine deshalb war die Lektüre von »Capri bedeutet für immer« ein absolutes Muss für mich.
Obwohl der Titel des Buches etwas anderes vermuten lässt, spielt der Großteil der Geschichte in Neapel, genauer gesagt in der Via dell’Amore. Roberta Gregorios Idee, dort eine Straße entstehen zu lassen, die ganz im Zeichen der Liebe steht, finde ich genial und wunderschön. Wer würde nicht gerne in so einer Straße arbeiten wollen?
Nonna Tommasina hat nicht nur das Glück, dort viel Jahre gearbeitet zu haben, sie wohnt sogar in dieser Straße und wacht über sie wie über einen Schatz. Ihr Enkel Graziano führt inzwischen den Familienbetrieb, eine pasticceria, weiter, während ihre Enkelin Chiara in Mailand Goldschmiedin gelernt hat und dort in einer großen Schmuckfirma arbeitet. Als in der Via dell’Amore eine Aushilfe für den erkrankten Goldschmied gebraucht wird, zwingt Tommasina ihre Enkelin auf charmante Art – wie es eben nur eine Nonna tun kann – zumindest für eine gewisse Zeit in ihre Heimat zurückzukommen. Chiara muss sich dort dem Schmerz stellen, der sie vor Jahren dazu gebracht hat, ihrer Heimat den Rücken zu kehren.
Roberta hat Charaktere erschaffen, die glaubhaft und greifbar sind und mit denen man mitfühlt. Anfangs fand ich Nonna Tommasina mit ihrem Kaftan, stets geschminkt und mit Dutt, etwas zu spießig und extravagant für eine typische Nonna. Im Laufe der Geschichte ist sie mir aber richtig ans Herz gewachsen. Chiara dagegen war mir vom ersten Moment an sympathisch. Nur wenn es um den Musikgeschmack geht, bin ich nicht Chiaras Meinung. Denn ich mag, im Gegensatz zu ihr, neomelodische Schlager aus Neapel sehr gern …
Das Buch wechselt zwischen zwei Zeitebenen: der Vergangenheit, von dem Moment an, als Chiara mit Checco zusammenkommt, bis sie nach Mailand geht – und der Gegenwart, in der Chiara nach Neapel zurückkommt, um in der Goldschmiede auszuhelfen und sich der Vergangenheit zu stellen. Was ich schade finde ist, dass die Hochzeit zwischen Olga und Mattia dadurch fast mehr in den Vordergrund rückt als Chiaras eigene Liebesgeschichte. Denn über Chiaras Beziehung erfährt man nur etwas in den Rückblenden. In der Gegenwart spielt sie bis zum Schluss nur eine untergeordnete Rolle.
Wenn ein Buch in einer bestimmten Region oder im Ausland spielt, ist es mir wichtig, dass ich als Leser das Gefühl habe, wirklich vor Ort zu sein. Vermittelt mir das Buch keine authentische Atmosphäre, verliert das Setting seinen Charme und wird beliebig austauschbar. Mit ihrem bildhaften Schreibstil gelingt es Roberta Gregorio aber perfekt, dass ich mich wie in Neapel fühle. Mir gefällt außerdem, dass sie nicht nur einige italienische Wörter und Sätze einfließen lässt, sondern auch neapolitanische, denn diese liebenswerte, melodische Sprache ist untrennbar mit der Region verbunden. Mit weiteren kleinen Details wie Nonna Tommasinas neapolitanischem Handy-Klingelton »Annaré«, dem regionaltypischen Namen »Ciro« für einen von Nonna Tommasinas Hunden oder Speisen wie sfogliatelle e babà und cuoppo, schafft es Roberta, dass ich Neapel das ganze Buch über vor Augen habe. Und dafür liebe ich ihre Bücher.
Es bleiben zwei kleine Wermutstropfen.
Erstens: Das Ende kommt mir zu abrupt. Auf gerade einmal sechs Seiten kommt es zum Wendepunkt in Chiaras Leben. Über ihre Zukunft und die der anderen Figuren erfährt man nichts mehr, wodurch viele Fragen offenbleiben.
Zweitens: Seit ich als Lektorin arbeite, lese ich Bücher mit einem wesentlich kritischeren Blick. In »Capri bedeutet für immer« gab es einige Stellen, zu denen ich Anmerkungen gemacht hätte, hätte ich das Buch auf meinem Schreibtisch gehabt.
Alles in allem habe ich die Lektüre jedoch sehr genossen und freue mich auf weitere Bücher dieser Reihe – auch ein wenig in der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Chiara, Checco, Nonna Tommasina und Peppino.
info(at)kathrins-lektorat.de